Tag 4 - Die Südküste bis Killarney

Das Autofahren mag einem in Deutschland manchmal überreguliert vorkommen. Überall Geschwindigkeitsbegrenzungen, teilweise relativ willkürlich gesetzt, können einem den Spaß am Autofahren schon mal verderben. Ganz anders hier in Irland: Hier darf man weitestgehend fahren wie man es rein aus Gefühl heraus sonst garantiert nicht tun würde. Auf normal breiten Straßen mit Mittelstreifen darf 100 gefahren werden. Fußgänger und Fahrradfahrer sind links und rechts durch eine gestrichelte orangefarbene Linie vom übrigen Straßenverkehr getrennt und damit ja „sicher“. Auf schmaleren Straßen, auf denen vielfach nicht einmal zwei Autos locker aneinander vorbei kommen und keine Mittellinie aufgezeichnet ist, darf man immerhin noch 80 fahren. Aber davon später mehr…
Unser Fiesta hatte die Nacht auf der Straße direkt vor unserem Hotel verbracht, wo morgens ab 8.30 Uhr laut der Rezeptionistin allerdings recht rigoros abgeschleppt werden würde. Also machte ich mich rechtzeitig auf den Weg, um bis zur Abfahrt aus Cork lieber ein Parkhaus aufzusuchen. Aus der Tür kommend sah ich jede Menge Männer in Warnwesten und Helmen um unseren Wagen herum stehen. Meine etwas beunruhigte Frage „Something wrong with this car?“ wurde jedoch mit einem belustigten Kopf schütteln beantwortet. Die Herren hatten sich nur um unser Auto versammelt, um die anfallenden Arbeiten an der Hausfassade unseres Hotels zu besprechen. Sehr erleichtert stieg ich ein und saß … auf dem Beifahrersitz! Okay, schnell unter dem Grinsen der umstehenden Kerle auf den Fahrersitz rüber gerutscht und mir wurde mit viel Winken und Lachen aus der Parklücke und in den fließenden Berufsverkehr von Cork geholfen. Mit einem frischen Kaffee und Croissants bin ich dann zurück ins Hotel und habe mit meinem Dad noch einen Blick über die Dächer von Cork geworfen, bevor wir ausgecheckt und uns wieder auf den Weg gemacht haben.
Die kleine Hafenstadt Kinsale
Erstes Ziel für heute war die kleine Hafenstadt Kinsale. Klein, gemütlich, voller quietschbunter Hausfassaden und mit beim stromern durch die Stadt entdeckten wir gegenüber der Kirche auf einer kleinen Straßenkreuzung das Cosy Café. Mein Dad schlug vor dort zu frühstücken, da gerade ein Platz draußen im Sonnenschein frei geworden war. Wir haben zugegriffen, denn Platz war hier Mangelware. Nur 6 kleine Tischchen standen vor dem Café und schon überall rundherum saßen Menschen auf Mauervorsprüngen und Kantsteinen und genossen einen Kaffee oder ihr Frühstück. Wie sich später herausstellte waren wir am Geheimtipp der Stadt gelandet, wo alles in Bio und von nahegelegenen Farmen vor Ort angeboten wird. Als wir schließlich wieder aufbrachen, hatte sich eine lange Schlange von Wartenden auf der Straße gebildet, die unserem Aufbruch sehr freudig zunickten.
Von hier aus sind wir teilweise sehr schmale Straßen zum Dromberg Stone Circle gefahren. Es gipfelte in einer knapp 2,20 Meter breiten Straße, rechts und links von einer Steinmauer eingefasst, auf der mir ein zwar sehr kleiner, doch die Straße komplett füllender Mülltransporter entgegen kam. Weit und breit keine Ausweichmöglichkeit. Lustigerweise hatte mein Dad gerade ein paar Minuten zuvor von genau so einer Begebenheit während seiner Fernfahrer-Zeit auf einem Pass zwischen Frankreich und Italien erzählt … Hier war jedenfalls ich diejenige, die rückwärts bis zur nächsten Grundstückseinfahrt „fahren“ musste, was wirklich ein langes Stück war. Ich war komplett am Ende, als wir endlich beim Steinkreis ankamen. Und dort war, …, nun ja, ein Steinkreis eben!
Dromberg Stone Circle
Nach einer ausführlichen Begutachtungen und Bewanderung ging es weiter an wunderhübschen Bays entlang zum kleinen Städtchen Kenmare, wo der Ring of Kerry startet. Wir parkten in der New York Street, schlenderten ein bisschen durch den Ort und entdeckten einen kleinen Eisladen, der auch frische heiße Schokolade anbot. Für meinen Dad mit Zimt und für mich mit Chili. Hat mich sehr an den Film Chocolat erinnert und war wirklich unglaublich lecker!
Eigentlich wollten wir von hier aus in den Ring of Kerry starten, doch wir waren schon reichlich erschlagen von den ganzen Eindrücken und dem vielen Autofahren und so entschieden wir, den direkten Weg durch den Killarney National Park nach Killarney zu nehmen. Ich hatte am Abend vorher ein kleines Bed & Breakfast etwas außerhalb von Killarney gebucht, was sich auszahlte, denn die Stadt selbst war trotz des Wochentags brechend voll.
Im Inveraray Farmhouse wurden wir von Jennifer, Fergal, ihren Kindern und Tieren sehr herzlich empfangen. Man empfahl uns lieber im kleinen und nahegelegenen Killorglin etwas essen zu gehen, statt uns in das Stadtgetümmel von Killarney zu stürzen. Auf dem Rückweg vom Essen sind wir dann noch in einem kleinen Pub, dem Beaufort ungefähr 1000 Meter von unserer Unterkunft entfernt gelegen, eingekehrt, was zunächst nicht so einfach erschien. Die Tür war abgeschlossen, obwohl wir drinnen Menschen sitzen sahen. Schließlich kam von hinterm Haus der Wirt und sagte uns, der Pub sein nur für Getränke geöffnet. Unsere Antwort, dass wir eigentlich genau danach auf der Suche gewesen seien und unser Besuch auf eine Empfehlung von der Inveraray Farm zurück gehen, wurde dann freudig begrüßt und wir durften eintreten - allerdings wurde hier nur Guiness und Murphys ausgeschenkt, sehr zur Enttäuschung meines Dads, der von der Wiederentdeckung seines geliebten Beamish noch völlig stoked war.
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